Kaum aus Irland zurück bin ich auch schon wieder weg. Um ja nicht wieder Fernweh aufkommen zu lassen, war ich grade mal 24 Stunden zuhause. Ich habe meinen Arbeitslaptop gepackt und bin in Richtung Österreich aufgebrochen für eine Woche. Mit dem Nachtzug, was denn sonst. Ich bin in ein kleines Dorf an der tschechischen Grenze gereist um dort liebe Freunde zu treffen und zu arbeiten. Da ich dann nur noch zwei Stunden von Wien entfernt war, konnte ich es nicht lassen, in Wien kurz hallo zu sagen für eine Nacht.

 

Obwohl ich mich schon zu den geübteren Nachtzugfahrerinnen zähle, bin ich dann beim Aussteigen kurz an meine Grenze gestossen. Aber alles der Reihe nach. Nachtzugfahren ist ja immer ein Erlebnis der besonderen Art. Als ich in Zürich in den Nachtzug umgestiegen bin, kam ich in ein bereits übervolles Abteil. Die anderen fünf Plätze waren von einer Familie besetzt mit Enkel und Grosseltern. Der Vater war auch noch da, aber nur um sich zu verabschieden. Der Sohnemann, etwa sechs Jahre alt, hat mich also sehr skeptisch angeschaut. Der Vater erklärte ihm, dass ich jetzt im selben Abteil mitfahre, aber der Kleine fand das schon etwas schräg. Nach etwa einer halben Stunde kam dann die direkte Ansprache an mich: Hallo junge Frau (so hat mich beim Einsteigen der Vater genannt). Also ich dann gesagt habe, dass ich Nathalie heisse und gefragt habe, wer er denn sei, war die Skepsis verflogen und ich gehörte zur Runde. Danke Max, du bist echt süss.

nachtzugAb nach Österreich im Nachtzug

Eine kleine Schrecksekunde

Am nächsten Morgen: der Tag beginnt meist mit ziemlich viel Aktivität. Du wirst rechtzeitig geweckt, in der ÖBB erhältst Du ein Frühstück, erhältst Dein Ticket zurück und kannst Dich schon mal auf die Ankunft vorbereiten. Bis jetzt bin ich meistens in eine Grossstadt gefahren und konnte mit dem grossen Strom mitaussteigen. Diesmal nicht. Eine halbe Stunde vor Wien kommt St. Pölten, mein Ausstieg. Gut vorbereitet frage ich also nach, ob wir denn verspätet seien, damit ich abschätzen kann, wann wir denn wirklich da sind. Ich bin ja richtig stolz auf mich, dass ich daran denke und alles rechtzeitig plane. Die Verspätung liege bei 15 Minuten. Wunderbar, alles im grünen Bereich. Dachte ich. Schliesslich vertraue ich auf die Aussage des Zugpersonals. Hätte ich nicht tun sollen. Zur Zeit der ursprünglich geplanten Ankunft, schaue ich aus dem Fenster und stelle mit Schrecken fest, dass wir bereits am Bahnhof St. Pölten stehen. Ich schrecke auf, packe in aller Eile meine Tasche (diesmal nur Tasche, keinen Rucksack) und renne zum Ausgang. Ich drücke die Tür, es erklingt ein schriller Ton, die Tür geht nicht auf. Panik, ich will hier raus. Zurück auf den Gang, kein Zugspersonal in Sicht, nochmals an die Tür. Geht noch immer nicht auf. Zurück in den Gang, endlich, ein Herr des Zugpersonals. In aller Hektik rede ich nur noch Schweizerdeutsch: ich muss da raus! Er so: wie? Hier? Ja, jetzt. Er erkennt die Not, öffnet die Tür, entschuldigt sich bei der Frau, die bereits mit ihrer Trillerpfeife die Weiterfahrt angekündigt hat, schleust mich raus (jetzt aber schnell). Uffffff. Geschafft. Mein Herz rast.

 

 

Kurzinfo

Die Fahrtzeiten

Zürich-St Pölten 21.40h ab, 7.15h an

Kosten

79 Euro, bei der OEBB gebucht (insbesondere weil das Dorf, in das ich fahre, bei der SBB nicht im System ist).

Weiterfahrt dauerte noch rund zwei Stunden und kostete 30 Euro.