Auf meiner Fahrradtour von der Schweiz in die Bretagne hatte ich wirklich nur das Minimum dabei. Nicht mal ein richtiges Zelt, sondern einfach ein Biwaksack. Der ist leichter und kleiner als die meisten Zelte. Natürlich lädt der auch zum Wildzelten ein. Beim Losfahren war mir auch noch nicht klar, wie ich das jetzt genau organisiere. In Frankreich wurde mir aber ganz schnell klar:  es gibt so viele Zeltplätze, dass für mich wildzelten nur noch der Plan B war. Folgende Überlegungen haben für die Campingplätze gesprochen:

  • Die Umwelt: Es ist natürlich eine Selbstverständlichkeit für mich, den ganzen Abfall wieder mitzunehmen und mich ganz dem Grundsatz von zeltwandern.ch frei und fair zu verhalten. Und auch wenn ich beim Wildzelten sehr sehr vorsichtig bin, ich hinterlasse doch ein paar Spuren. Ein Blick auf die Karte von Frankreich und die Suchabfrage CAMPING zum Beispiel auf maps.me hat mir sehr schnell gezeigt: es gibt hier an jeder Ecke einen Zeltplatz. Die Infrastruktur ist also vorhanden, ich kann duschen und aufs Klo – also nichts wie hin.
  • Ruhe: irgendwie war ich einfach nie so ganz ruhig beim Wildzelten. Es ist nicht so ganz legal, ich musst warten, bis es dunkel wird und mich niemand sieht, ich suche zuerst ausgiebig nach einem geeigneten Ort ausserhalb…. So ist es doch für mich viel einfacher, einen Zeltplatz zu suchen und zu wissen, dass ich da sein darf.
  • Kommunikation: auch wenn ich die Ruhe suche, nach einem Tag auf dem Fahrrad freute ich mich doch immer wieder, Leute zu treffen. Auf dem Zeltplatz ist das dann auch sehr einfach, da gabs dann auch meistens andere Fahrradfahrer:innen.
Mein einziger Spot zum Wildzelten – der war sogar auf der Karte markiert, da konnte ich nicht widerstehen…. und es hat sich gelohnt 😉

Wie finde ich den richtigen Zeltplatz?

Das ist eine grosse Frage. Ich war mit dem Fahrrad unterwegs, daher war es meist so, dass ich irgendwann müde war und möglichst schnell einen Zeltplatz finden wollte. Ich habe keine langen Recherchen gemacht, aber dennoch gemerkt, dass es sich lohnt, auf das eine oder andere Kriterium zu achten:

  • Die Sterne: die Zeltplätze in Frankreich haben meist Sterne. Bei mir war weniger immer mehr, denn die Plätze mit vielen Sternen hatten meist Schwimmbad und viel Schnickschnack, den ich nicht brauchte.
  • Im Land der Campervans: es schien, als hat in Frankreich jede:r einen Campervan und fährt damit in den Urlaub. Entsprechend gibt es viele Zeltplätze mit vielen Plätzen für die Vans oder mit vielen Mobilehomes. Wichtig für mich war aber eine Zeltwiese. Das versuchte ich dann rauszufinden. Denn nicht selten fand ich mich mit meinem Biwak in einem Viereck wieder, das mit Hecken geschützt ist und mich komplett isolierte – dabei wollte ich das doch gar nicht. Diese Plätze sind für Zeltschlafende sehr unsympathisch finde ich.
  • Preis: tatsächlich gab es alles, von 3 bis 30 Euro pro Nacht. Ich musste mich da auch erst reinfinden und meine Erfahrungen machen. Und natürlich kommt es oft auf den Ort an (Saint-Malo oder in einem kleinen unbekannten Dorf). Bei mir lag dann aber bald die Grenze bei 20 Euro. Das war mein absolut oberstes Gebot für einen Zeltplatz – mehr wollte ich nicht bezahlen. 

Camping aire naturelle

Zum Glück habe ich dann auch einige Camping aire naturelle gefunden. Per Definition sind sie wohl nur temporär, also im Sommer geöffnet, im Winter wird es dann zur Grünfläche. Es gibt also auch möglichst keine fixe Installation auf dem Platz. Und dennoch findest Du Klo und Dusche. Oft sind die Aire naturelle Teil der Gemeinde und es kommt ein:e Gemeindemitarbeiter:in um den kleinen Unkonstenbeitrag einzukassieren. Ich habs auf jeden Fall immer sehr genossen auf diesen kleinen Plätzen. 

Da vorne rechts, das waren die einzigen Nachbarn in dieser Nacht.
Ein weiterer herrlicher Aire naturelle. Klein aber fein, alles da, ganz ohne Schwimmbad und Hüpfburg.

Alternativen

Wenn Du Dich fürs Zelten entscheidest, heisst das ja nicht, dass Du niemals eine anderen Unterkunft wählen darfst. So habe ich bei schlechtem Wetter auch mal eine Hütte auf dem Zeltplatz gemietet oder grade auch bei Pausentagen mit in Jugendherbergen einquartiert. Das war für mich die perfekte Mischung. 

Warmshowers

Erst zum Schluss habe ich mich an das Erlebnis Warmshowers herangewagt. Eine Plattform wie Couchsurfing, aber für Fahradfahrer:innen. Kaum bist Du registriert, findest Du auf der ganzen Welt andere Radler:innen, die Dir ein Bett, ein Sofa oder ein Zeltplatz im Garten anbieten. Ich habe so richtig tolle Familien kennengelernt und tolle Abende verbracht – tatsächlich wurde ich da auch immer noch zum Essen eingeladen. Das war für mich ein spannender Einblick in das Leben vor Ort – der mir auf den Zeltplätzen nicht zugänglich war.