Der Zöllnerpfad ist mir auf meiner Velotour durch die Bretagne mehrfach begegnet und jedes Teilstück, das ich gesehen habe, war einfach umwerfend. 2000km wundervollster Meerblick, ein kleiner Pfad entlang der Küste. Das wilde Klima, die Leute und die Vegetation – für mich wurde der Zöllnerpfad (oder GR34 wie man im Frankreich sagt) immer mehr zu einer Priorität auf meiner To-Do-Liste. Als dann eine Freundin meinte, sie habe gebucht, wurde ich neidisch. Und sie meinte sehr spontan: komm einfach mit. Gesagt getan – mit reichlich Organisationsstress im Vorfeld – bin ich in die Bretagne gereist. Wiederum mit dem Interrail-Ticket – das lohnt sich meist sehr sehr! Und vor allem mit dem (zwar sehr frühen) direkten Zug Strasbourg-Rennes ohne Umsteigen in Paris. Ich liebe diese Verbindung.
Ich hatte eine Aufgabe für diese Reise. Ich nehme zur Zeit an der Workshopserie «Enkel:innentauglich leben» von der Gemeinwohlökonomie teil. An 6 Abenden diskutieren wir über Themen wie Solidarität, Menschenrechte oder ökologische Nachhaltigkeit. Und jeden Abend setzen wir uns für den nächsten Monat ein konkretes Ziel, das wir umsetzen wollen. Und da wären wir also mit meiner Aufgabe: für die ökologische Nachhaltigkeit habe ich mir vorgenommen, auf meiner Reise mit Menschen oder Institutionen zu reden und nachzufragen, was für sie ökologische Nachhaltigkeit bedeutet und was sie davon umsetzen.
Angekommen in Calais, wo wir die Wanderung starten wollen, habe ich als erstes meine Wanderbegleiterin ausgefragt. Das war spannend, denn ich kannte sie noch nicht wirklich gut und konnte sehr viel über sie erfahren. Das Gespräch fing an, als sie mir sagte, sie esse nicht viel Fleisch. Da wollte ich mehr darüber wissen. Wieso weniger? Tatsächlich kristallisierte sich ein «ich mag es nicht» heraus. Die Diskussion wechselte zu Milchprodukten, die sie sehr bewusst reduziert, weil «sie einfach nicht so viel davon konsumieren will». Wir kommen von einem Thema ins nächste, reden über Kleiderkonsum und Langlebigkeit von Produkten.
Am nächsten Tag ging die Wanderung los: auf geht es in Richtung St. Malo. Schnell wird klar, dass die Strecke zu lang ist und wir einen Camping ein paar Kilometer vor St. Malo anpeilen. Der Ausblick wie erwartet: wundervoll! Leider macht mein Körper nicht ganz mit, mein Fuss schmerzt und schnell bin ich auch nicht. Das Wetter ist viel schöner als erwartet – das bretonische Wetter ist immer für eine Überraschung gut.
Eine grosse Kampagne nicht nur in der Bretagne sondern auch in Frankreich fällt mir auf: La mer commence ici. Eine Sensibilisierungskampagne zum Thema Plastikabfall im Meer, bei der sich viele Regionen und Gemeinden angeschlossen haben. Diese Plaketten werden bewusst auch in Gemeinden ohne direkten Meeranschluss oder halt eben nicht direkt an der Meerpromenade angebracht, sondern bei Dolendeckel zum Beispiel.
In St. Malo angekommen hat leider mein Körper gestreikt. Mein Fuss machte nicht mehr mit und für mich war die Wanderung also zwei Tage früher als geplant zu Ende. Ich blieb in St. Malo und versuchte, nichts zu machen. Puuuh, das wurde plötzlich zur grösseren Herausforderung als das Wandern. Daraus wurde aber eine Entdeckungsreise eines Wohnquartiers in St. Malo – unter anderem auch den Bioladen und das Cafe Mignon – und ja das war wirklich mignon. Ich bekam da einen Dark Latte – ein pflanzliches Getränk mit Aktivkohle. Spannend. Im Bioladen habe ich dann das nächste Gespräch zum Thema ökologische Nachhaltigkeit geführt. Die Besitzerin hat sehr euphorisch über den gesundheitlichen Aspekt einer veganen, glutenfreien und zuckefreien Essensweise geschwärmt. Sie ist seit zwei Wochen daran und hat sehr grosse gesundheitliche Vorteile.
Das letzte Gespräch führte ich in einem Hotel von St. Malo. Das war eine Spontanbuchung ohne zu sehr auf ökologische Aspekte zu achten. Sofort ist mir aufgefallen, dass das angebotene Shampoo in Bioqualität ist. Das gab mir den Anstoss, an der Reception nachzufragen, was ihr ökologischer Anspruch denn sei. Sie erzählte mir, dass die Zimmer nicht mehr täglich geputzt werden sondern bei mehrtägigen Aufenthalten nur, wenn der Gast das explizit wünscht. So konnten sie schon viele Ressourcen von Putzmittel über Waschgängen einsparen.
So ging es nach zwei Tagen in St.Malo noch per Zug in die andere Ecke von der Bretagne, wo noch mein Fahrrad von der letzten grösseren Reise lagerte. Das nahm ich mit und hatte eine etwas spannende Fahrt mit dem TGV und dem Fahrrad wieder in die Schweiz. Auch da: die Verbindung direkt von Rennes nach Strasbourg ist gold wert – wenn auch die Veloplätze im Zug etwas besonders….
Ich hoffe, ich kann die Wanderung auf dem Zöllnerpfad dann doch mal noch ausgiebiger in Angriff nehmen.
Schreib mir gerne Deine Erfahrungen auf dem Zöllnerpfad in die Kommentare.